Geschichten eines Papas


SINGLE
Luna: 2 ¾ J. Malin: 3 M.

„Entschuldige, aber ich muss gerade mit unseren Kindern tanzen“

Das Essen ist fast fertig. Ich trage gerade die Teller und das Besteck aus der Küche ins Esszimmer. Auf dem Flur flitzt Luna zwischen meinen Füßen an mir vorbei. Im Esszimmer herrscht Chaos. Anne sortiert gerade Lunas Babysachen um Malins Garderobe der nächsten Monate zu richten.

Während ich mit einer Hand ein paar Baby-Bodys Größe 50/56 zur Seite schiebe und Anne mir lächelnd ein „die wollte ich gerade wegräumen“ über die Schulter zuruft, höre ich aus dem Nachbarzimmer Lunas Stimme.

„Papa, ich will De-De-Doh hören!“

Mit „De-De-Doh“ meint sie „Lass jetzt los“ von Willemijn Verkaik, auch bekannt als der Titelsong von Disneys Eiskönigin. Ihr Lieblingslied, seit sie stehen beziehungsweise tanzen kann. Ihre Bitte impliziert, dass jemand sein Handy mit der Anlage koppelt und sich bei den ersten Tönen des Liedes wild mit ihr im Kreis dreht. Da kann sich der Wiener Opernball noch eine Scheibe von abschneiden!

Anne hat Malin auf dem Arm. Ich kümmere mich gerade um die Vorbereitung zur Raubtierfütterung. Einen unpassenderen Moment für diesen frommen Wunsch hätte sie sich nicht aussuchen können…

Solche Momente sind es, in denen ich jedem Elternteil ein gereiztes „nein!“ oder das Ignorieren der kindlichen Bitte voller Verständnis durchgehen lassen würde. Natürlich versuchen wir für unsere Kinder immer alles zu tun, was sie sich wünschen. Solange sich der Wunsch erfüllen lässt. Aber es gibt diese Momente in denen die Ordnung des Lebens Vorrang vor dem Chaos des Kind-seins hat. Wo die Hektik des Alltags uns vergessen lässt, dass das kindliche Gemüt in seinem eigenen Takt schlägt. Momente, in denen man sich vielleicht mal im Ton vergreift, nur um es später zu bereuen. Das passiert, denke ich, jedem hin und wieder. Und das ist (finde ich) auch nur menschlich.

Doch gerade als ich zu einer kurz angebundenen aber entschiedenen Absage, alá „nein Schatz, wir essen gleich“ ansetzen will. Rauscht meine Frau an mir vorbei.

Die ersten Töne von „Lass jetzt los“ ertönen aus den Boxen und Luna quiekt vergnügt.

Leise klimpern die Teller, als ich sie zwischen Baby-Schlafsäcken und Schneeanzügen abstelle, mich an den Türrahmen des Wohnzimmers lehne und meine Mädels beim Tanzen beobachte. Luna mit voller Inbrunst, Anne mit Malin auf dem Arm ganz entschleunigt und behutsam.

Entschuldigend blickt sie vom Wäsche-Chaos zu mir und sagt „Entschuldige, aber ich muss gerade mit unseren Kindern tanzen.“

Ich lächle.