Vatertag
Es ist wieder soweit. Morgen ist Christi Himmelfahrt, also der Tag, an dem wir (potentiellen und tatsächlichen) Väter unseren freien Donnerstag genießen dürfen. Dabei sorgt unser Ehrentag jedes Jahr für einen Brückentag und beschert somit dem Großteil der arbeitenden Bevölkerung eine verkürzte Woche. Ist das allein nicht schon Grund genug sich über unsere Leistungen als Erzeuger zu freuen?
Wenn es nach mir gehen würde, dann wäre der 39. Tag nach dem Ostersonntag ein ganz normaler Tag, wie jeder andere auch. Oder von mir aus auch Christi Himmelfahrt. Die Notwendigkeit eines Vatertags sehe ich einfach nicht. Dabei ist es immerhin schon mein dritter als „echter“ Vater.
Kaum Gleichgewicht
In jeder Familie stellt sich zwangsläufig mit der Zeit eine Rollenverteilung ein. Wie diese aussieht und ob sie nun fair oder unfair ausfällt ist immer von der jeweiligen Situation abhängig. Ein „Richtig“ gibt es hier aber wahrscheinlich auch nicht, jedoch lässt sich in meinem Umfeld eine klare Tendenz erkennen.
Mir persönlich ist der Vatertag unangenehm. Und damit meine ich nicht ausschließlich all die primitiv anmutenden, saufenden, Bollerwagen ziehenden Neandertaler, die vom Vatersein soviel Ahnung haben, wie ein Hahn vom Eierlegen. Nein, der Vatertag ist mir unangenehm, weil hier die Emanzipation, in meinen Augen, mal so richtig in die Hose gegangen ist. Und dabei lasse ich bereits komplett außer Acht, dass der Muttertag immer auf einen (bereits arbeitsfreien) Sonntag fällt.
Ich glaube nicht, dass es leicht ist ein Vater zu sein. Auch unsere Rolle ist mit wahnsinniger Verantwortung und Hingabe verbunden und es gibt eine Menge Spielraum für Fehler. Im Vergleich zu der Hingabe und Aufopferung einer Mutter jedoch finde ich es leicht ein Vater zu sein.
Ich habe oft darüber nachgedacht, was wohl wäre, wenn Anne etwas zustoßen würde. Wenn sie wohlmöglich bei der Geburt meines Kindes gestorben wäre. Dabei sehe ich mich immer völlig hilflos mit der schreienden Malin auf dem Arm, während Luna mir am Hosenbein zupft und mit Tränen in den Augen fragt, wann Mama wieder nach Hause kommt. Wer die Hilflosigkeit und Verzweiflung, die mich in diesen Gedankengängen überkommt nachvollziehen kann versteht vielleicht, weshalb ich es nicht nachvollziehen kann, dass es für uns ebenfalls einen Tag, beziehungsweise für Mütter nicht eine ganze Woche im Jahr als Anerkennung gibt.
Eigene Ansprüche
Als ich Anne mitteilte, dass ich gerne etwas schönes am Vatertag mit der Familie unternehmen wollen würde, ich aber darum bat, von jeglicher Sonderbehandlung abzusehen, war es schwer für mich ihr meine Entscheidung plausibel zu erklären. Ich empfinde aktuell und vielleicht generell, dass ich meinen Ansprüchen an mich, im Bezug auf meinen Beitrag als Elternteil, nicht gerecht werde. Viel zu oft lasse ich mich aus der Ruhe bringen oder bin unfair zu meinen Kindern, weil ich nicht die nötige Geduld aufbringen kann. Anne sieht das anders und das tut mir auch gut zu hören.
Aber einen Tag, an dem gefeiert wird, dass wir uns Mühe geben, brauche ich trotzdem nicht.