Die erste Hälfte
Meine liebe Malin,
wie schnell die Zeit vergeht… Gestern hatte ich dich das erste Mal im Arm und heute bist du bereits sechs Monate bei uns. Was du in diesen, deinen ersten, sechs Monaten alles gelernt und erlebt hast lässt mich fast ungläubig mit dem Kopf schütteln. Es scheint so, als könntest du die Dinge, die dieses Leben für dich parat hält kaum erwarten und so stürzt du dich von einem Entwicklungsschritt in den nächsten.
Bei deiner letzten Untersuchung (U5) beim Kinderarzt, bei der erwartet wird, dass ein Kleinkind sich bereits aufstützen kann, musste ich innerlich doch sehr lachen, als die Ärztin sich zu ihren Unterlagen umdrehte und ungläubig in den Raum fragte: „Wie alt ist ihre Tochter nochmal?“
Du hattest dich, nachdem du auf die Liege gelegt wurdest, direkt umgedreht, hingesetzt und der Ärztin die Arme in freudiger Erwartung hochgehoben zu werden entgegengestreckt. Bewegungen, die du eigentlich noch gar nicht beherrschen müsstest.
Die Lust aufs Leben
Ja, so einige Dinge, die du bereits tust, erlernen viele Kinder in deinem Alter erst in den kommenden Monaten ihres Lebens. Jedoch macht es dir Luna nicht gerade leicht, das verstehe ich. Sei es das Wegnehmen deiner Spielsachen, die „ihr“ gehören, oder das freudige Klettern, Hüpfen, Sprechen, Essen und all die anderen Dinge, die dich so an ihr faszinieren. Deine Lust mitzumachen, deiner großen Schwester ein ebenbürtiger Spielpartner zu sein und aktiv am Familien-Geschehen teilzunehmen motivieren dich anscheinend jeden Tag dazu die Dinge wehenhemmend auszuprobieren, die dich an dieses Ziel bringen sollen.
Alles hat seinen Preis
Doch glaube mir mein kleiner Krabbelkäfer: Auch die Zeiten, in denen du die Ruhe suchst sind wichtig für eine gesunde Entwicklung. Auf Schlaf zu verzichten, nur um das Leben mit offenen Augen zu erleben, ist keine Lösung für deine ehrgeizigen Ziele. Und ich kann dir versichern, dass deine Mama auch dir genauso viel Zeit geben wird, wie sie Luna gab, um zu dem quirligen und mutigen Mädchen zu werden, das sie heute ist. Nur musst du dann auch so fair sein und ihr die Zeit geben, die sie benötigt, um sich ausruhen zu können, vor allem nachts…
Die einzige Konstante
Die nächsten Monate werden mit vielen Veränderungen einhergehen. Schon jetzt entdeckst du langsam deine Fähigkeit zu sprechen und ich bin mir sicher, neben deinem „mammammamm“ auch ein „pappappappa“ von dir vernommen zuhaben. Auch, wenn manche dieser neuen Eindrücke dich hin und wieder aus der Bahn werfen, freue ich mich darauf auch in den kommenden Wochen und Monaten dein strahlendes (noch zahnloses) Lächeln zu sehen, wenn du mich beim Betreten eines Raumes (mal wieder) das erste Mal erblickst. Die Geräusche deiner Freude, das wilde Schlagen mit der Hand auf den nächstbesten Gegenstand (oder Menschen), wenn du nicht mehr weißt wohin mit deiner Extase und dein „Gurren“, wenn du glücklich, ob der gewonnen Eindrücke, mein Gesicht mit deinen Händen erkundest – all das trage ich in meinen Erinnerungen und bin gespannt, was du als nächstes für dich entdeckst und welche Verhaltensmuster du wieder ablegst.
Denn eine Sache ist dabei ganz klar, meine kleine Pupskugel: Die einzige Konstante in unserem Leben ist die Veränderung. Und du wirst dein Ziel erreichen, egal in welchem Tempo. Ich bin jedoch froh, dass ich diese flüchtige Momentaufnahme, für mich und dich festhalten konnte.