Geschichten eines Papas


SINGLE
Luna: 3 J. Malin: 6 M.

Danke für das Eis!

Erst vor Kurzem waren wir bei Freunden zum Grillen eingeladen. Eine willkommene Abwechslung für uns, da wir selber (noch) nicht über einen eigenen Garten oder eine geeignete Terrasse verfügen. Zusätzlich zu einem kulinarischen Highlight, für Anne und mich, haben besagte Freunde auch noch eine Tochter in Lunas Alter und die beiden verstehen sich bei jedem Treffen aufs neue blendend.

Ich war bereits bis zum Rand voll mit diversen Grill-Spezialitäten und Luna spielte ebenfalls schon wieder im Sandkasten mit ihrer Freundin. Der Vater von besagter Spielgefährtin bot seiner Tochter gerade ein Eis an, als er sich zu mir drehte um zu fragen, ob Luna auch ein Eis haben dürfte. „Wenn sie das möchte, gern“ War meine Antwort. Wie Luna das fand, brauche ich glaube ich nicht weiter auszuführen.

Ohne Druck

Den beiden beim Vernichten der gefrorenen Köstlichkeiten zuzuschauen, war mal wieder ein inneres Blumenpflücken für mich. Ich liebe es, wie zufrieden Kinder sind, wenn man sie mal wieder „Schund“ essen lässt. Und auch dieses Mal war keine Ausnahme.

Anne und ich haben einmal beschlossen, dass wir Luna niemals sozialem Druck aussetzen werden. Dazu gehören die Regeln der Etikette, sowie gezwungen freundliche Handlungen. „Wenn ihr gerade nicht nach lächeln zumute ist, dann soll sie auch nicht lächeln müssen, wenn jemand sagt: ‚Lächle doch mal‘“ Klingt mir Annes Argument noch in den Ohren und ich verstand, was sie damit meinte.

Doch auch dieses Mal überraschte unser Kind uns mal wieder. Nicht nur, dass sie beim Entgegennehmen des Eises unaufgefordert „Danke“ sagte, auch nach dem Verspeisen, des eiskalten Glücklichmachers drehte Luna sich nochmal zu unseren Gastgebern und sagte: „Danke für das Eis!“

Unter ständiger Beobachtung

Diese Szene hat mich noch einige Tage beschäftigt. Natürlich bin ich froh darüber, dass Luna ein höfliches und dankbares Kind ist. Aktiv anerzogen oder besser: beigebracht haben wir ihr das nicht. Oder doch?

Ich beobachtete unseren Tagesablauf nun also mit Argus Augen und stellte schmunzelnd fest, dass Anne und ich uns nicht nur äußerst zuvorkommend behandeln, sondern auch sehr höflich zueinander sind. Es verging kein Tag an dem Anne sich nicht bei mir bedankte, wenn ich etwa das Frühstück gerichtet hatte, ihr Milch in den Kaffee schenkte oder aufstand um etwas aus einem Raum zu holen, der ihrem Aufenthaltsort näher war als meinem. Und auch ich merkte, dass ich mich nicht verstellen musste, als ich diese Art der Kommunikation erwiderte.

Was mir jedoch wirklich erst so richtig bewusst wurde, war dass Luna uns ständig dabei beobachtete. Schließlich ist sie auch immer mittendrin, in unserem Leben. Interessanterweise bedeutet das auch, dass ein Großteil unserer Werte bereits unterbewusst von uns weitergegeben und von Luna aufgenommen werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Handlungen so zu erklären sind. Schlägt oder Schubst Luna mal ein anderes Kind, liegt das bei ihr nicht etwa an häuslicher Gewalt, sondern daran, dass sie drei Jahre alt ist und Grenzen, Emotionen und Dominanz erst verstehen muss.

Erziehen heißt Beibringen. Und auch wenn wir nicht steuern können, was unsere Kinder von dem Beigebrachten für sich nutzen, ist es doch immer wieder schön, wenn es das eine oder andere mal einfach nur ein: „Danke für das Eis!“ ist.