Geschichten eines Papas


SINGLE
Luna: 3 J. Malin: 6 M.

Kein Problem

Camping ist was schönes. In der Natur die Seele baumeln lassen, während die Kinder im Gras sitzen und spielen. Ein paar Vögel zwitschern, eine laue Brise weht durch die Zeltplane und ein nahegelegener Baum spendet ausreichend Schatten, um nicht in der sengenden Hochsommer-Sonne zu vergehen. Alles perfekt also…

Guten Morgen Harndrang

Aufgrund meines Talents Nachts die Geräuschkulisse einer ganzen Rotte von Holzfällern zu imitieren, schlafen Anne und die Kinder in unserem gemieteten Camper, während ich im Zelt nächtige.

Auch, wenn das zunächst nach ausschlafen klingt, bin ich oft der erste von uns der morgens über den Campingplatz unserer Wahl schlurft. Harndrang sei dank. Im Camper gehe ich nicht, da würde ich sonst die Kinder wecken und irgendwer muss die WC Kassette schließlich auch wieder leeren.

Improvisationskünstler

Also versuche ich mich dann gerne morgens, sobald sich Leben im Camper regt, nützlich zu machen und das Frühstück zu richten. Genau wie heute. Anne durfte liegen bleiben, die Nacht war kalt und Malin lieber wach. Wer schläft denn auch schon gern?

Mit Malin auf dem Arm, Luna an der Hand und dem Wasserkocher unter der Achsel mache ich mich also auf den Weg zum Trinkwasserhahn, um das Kaffeekochen vorzubereiten. Der Boden ist noch nass, Luna will also auch auf den Arm. Kein Problem, das schaffe ich schon irgendwie.

Schnell sorge ich dafür, dass der Frühstückstisch und die Schatten spendende Strandmuschel vom Morgentau befreit und der aufgehenden Sonne entsprechend ausgerichtet werden. Malins Decke in die Muschel, Malin und Spielzeug hinterher. Erste Etappe geschafft! Nun plagt Luna das erste Hüngerchen. Fix den Apfel geschnitten, ohne sie zu fragen… Jetzt schnell die Bombe entschärfen, bevor ich meine morgendliche Heldentat komplett versaue. Der Apfel wird kurzerhand zum 3D Puzzle und erstrahlt schließlich wieder in seiner vollen (fragilen) Pracht.

Nun aber Kaffee kochen! Mist, Malin krabbelt ins nasse Gras. Hechtsprung aus dem Camper, Malin wieder zurücksetzen, Luna die Nektarine reichen – Apfel mag sie heute nicht – und den Wasserkocher anschalten. Oh nein, Malin will lieber Gras essen, dabei hat sie doch den letzten sauberen Schlafanzug an, das sollte ich ändern…

Die Nachbarn gucken schon

In der kühlen Morgenluft vor den Augen aller Camper Nachbarn nackt in einer Strandmuschel zu sitzen, die noch nicht mal an einem Strand steht, würde mir auch nicht gefallen, denke ich, als ich Malins Protesten zum Trotz, Nachtwindel und Schlafi gegen ihr Tagesoutfit tausche.

Ohje, die Nachbarn gucken schon. Habe ich Schweiß auf der Stirn oder mir gerade aus versehen Malins Windel, wie einen Lappen über die Stirn gezogen? Weitermachen, hat bestimmt keiner gesehen.

Luna möchte nun die Beeren aus meinem Müsli. Jetzt! Malin kann sicher kurz mit halb heruntergezogenem Body warten oder? Hier Luna, meine Beeren. Malins Proteste werden lauter. Mein Puls schlägt höher.

Der Kaffee! Das Wasser kocht. Einen Blick in die Tiefe des Campers. Gut. Anne schläft noch.

Ganz entspannt

Endlich ist Malin angezogen und kann ins, immer trockener werdende Gras krabbeln. Luna kaut genüsslich auf ihrer Nektarine rum. Der Kaffe ist fertig, mein Müsli steht auf dem Tisch. Die Nachbarn schauen nicht mehr irritiert rüber, sondern frühstücken in aller Seelenruhe weiter. Angeber…

Als Anne aufsteht ist die Idylle um mich herum in Takt. Und ich blicke ihr, offensichtlich ganz entspannt entgegen. „Danke fürs Liegenlassen“, sagt sie mit einem verschlafenen Lächeln.
„Kein Problem“, antworte ich beinahe beiläufig. Insgeheim überglücklich darüber, dass ich von nun an den Rest des Tages wieder nur assistieren muss.